Hallo liebes Forum,
ich stelle mich mal kurz vor. Ich bin der Simon, 31 Jahre alt und aus dem wunderschönen Niedersachsen.
Seid dem ich zurück denken kann, bin ich auf meinem rechten Auge blind. Ich kenne es praktisch nicht anders....
Als ich zwei Jahre alt war, würde ich am Auge operiert und das Ergebnis ist nicht eines der besten Arbeiten jenes Doktors.
Mein kranken Auge sah bis auf die letzten 5-6 Jahren auch recht normal aus.
In den letzten Jahren, hat es sich optisch stark verändert. Das ganze Auge ist trüb geworden, Verkalkung, Netzhautablösung etc...
Es sieht einfach sehr krank aus.
Für mich ist es zu einem Fremdkörper geworden. Die schmerzen sind ab und an und auch erträglich. Vielmehr nagt es stark an mein Selbstwertgefühl.
Ich gucke nicht gerne in den Spiegel, flüchte förmlich vor jede Kamera die versucht ein Bild von mir zu schießen, bloß kein Augenkontakt. Da ich selber in einem Krankenhaus arbeite, habe ich sehr viel Kontakt mit Menschen. Dort werde ich täglich darauf angesprochen, angestarrt oder die lieben Kleinen zeigen auch gerne mal darauf.
Keiner meint es böse, aber wenn ich mal keinen starken Tag habe, muss ich mich schon stark zusammenreißen. Ich werde also jeden Tag vom Spiegel, Fotos oder anderen Menschen daran erinnert, dass ich krank bin. :-/
Ich bin natürlich in augenärztlicher Behandlung. Mein Augenarzt ist aber neben der Kontrolluntersuchung nicht sehr gesprächig und verschwindet dann sehr schnell.
Andere Augenärzte verschreiben mir ständig Salben und wenn ich versuche denen mein Problem mitzuteilen, wird dies kaum registriert. Ich bin langsam am resignieren. Ich weiß nicht mehr was ich tun soll. Vielleicht habt ihr ja eine Idee?
Danke fürs lesen.
MFG
Simon
Gewollte-Enukleation
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- Registriert: Do 1. Mär 2018, 18:17
Re: Gewollte-Enukleation
Hallo Simon,
herzlich willkommen im Forum!
Deine Geschichte erinnert mich total an meine eigene Situation vor der OP:
Von Geburt an blind auf dem rechten Auge, viele Jahre (Jahrzehnte!) optisch erträglich, dann Linsentrübung, Entfernung der verkalkten Linse, weil sie sich immer wieder in der Pupille verklemmte, dann zunehmende Schielstellung des Auges zur Nase hin und schließlich Eintrübung der Hornhaut.
Optisch eine Katastrophe!
Und es ging mir wie dir: bloß keine Fotos von mir, Augenkontakt möglichst vermeiden, lieber nicht in den Spiegel schauen
Die Aussage des Augenarztes "Augen-OP erst bei Schmerzen" hat mich immer geärgert. Er muss ja nicht mit solchen Augen rumlaufen - und warum bitte spielt die psychische Belastung so gar keine Rolle???
Als dann die ersten Schmerzen anfingen war es wie eine Erleichterung. Ich hab dem Arzt gegenüber sogar die Schmerzen schlimmer geschildert als sie waren, nur um das Okay für die OP zu bekommen.
Im letzten Moment kamen mir dann doch nochmal Zweifel und Angst, auf was ich mich da einlasse. Da hat mir das Forum sehr, sehr geholfen und Mut gemacht.
Mein Auge hatte sich ja schon verkleinert und je länger man noch wartet, umso schwerer wird es eine normal große Prothese anzupassen.
Im April letzten Jahres war die OP und die hat alles verändert.
Ich schau den Leuten in die Augen, mag mein Spiegelbild und fühl mich rundherum wohl !
Gut, die Beweglichkeit ist nicht so toll und über dem Oberlid ist eine tiefere Furche, aber das sind gegenüber meinem Aussehen vorher Kleinigkeiten, die mich nicht sonderlich stören.
Also nur Mut, lass die OP machen und freu dich auf dein Aussehen danach!!!
Liebe Grüße
Charlotte
herzlich willkommen im Forum!
Deine Geschichte erinnert mich total an meine eigene Situation vor der OP:
Von Geburt an blind auf dem rechten Auge, viele Jahre (Jahrzehnte!) optisch erträglich, dann Linsentrübung, Entfernung der verkalkten Linse, weil sie sich immer wieder in der Pupille verklemmte, dann zunehmende Schielstellung des Auges zur Nase hin und schließlich Eintrübung der Hornhaut.
Optisch eine Katastrophe!
Und es ging mir wie dir: bloß keine Fotos von mir, Augenkontakt möglichst vermeiden, lieber nicht in den Spiegel schauen
Die Aussage des Augenarztes "Augen-OP erst bei Schmerzen" hat mich immer geärgert. Er muss ja nicht mit solchen Augen rumlaufen - und warum bitte spielt die psychische Belastung so gar keine Rolle???
Als dann die ersten Schmerzen anfingen war es wie eine Erleichterung. Ich hab dem Arzt gegenüber sogar die Schmerzen schlimmer geschildert als sie waren, nur um das Okay für die OP zu bekommen.
Im letzten Moment kamen mir dann doch nochmal Zweifel und Angst, auf was ich mich da einlasse. Da hat mir das Forum sehr, sehr geholfen und Mut gemacht.
Mein Auge hatte sich ja schon verkleinert und je länger man noch wartet, umso schwerer wird es eine normal große Prothese anzupassen.
Im April letzten Jahres war die OP und die hat alles verändert.
Ich schau den Leuten in die Augen, mag mein Spiegelbild und fühl mich rundherum wohl !
Gut, die Beweglichkeit ist nicht so toll und über dem Oberlid ist eine tiefere Furche, aber das sind gegenüber meinem Aussehen vorher Kleinigkeiten, die mich nicht sonderlich stören.
Also nur Mut, lass die OP machen und freu dich auf dein Aussehen danach!!!
Liebe Grüße
Charlotte
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- Wohnort: Bochum
Re: Gewollte-Enukleation
Hallo Simon,
Charlotte hat es sehr gut und ausführlich beschrieben.
Mein Rat: Kürze Dein Martyrium ab, lüge meinetwegen, dass Du nahezu unerträgliche Schmerzen hast und lass Dir das Auge entfernen.
Alles ist besser als mit einem (völlig) verunstalteten Auge herumzulaufen und gar zum Gespött von Kinden zu werden.
Mich hat nach jetzt fast drei Jahren mit Kunstauge noch nie ein Kind, oder eine andere Person darauf angesprochen.
Im Gegenteil: Wenn ich sage, dass ich eine Prothese trage, sind alle erstaunt und sagen, da wären Sie nicht drauf gekommen
Wenn Du uns sagt, wo Du (ungefähr) wohnst könnten wir Dir eventuell Tipps für eine Augenklinik geben, die solche Enukleationen macht.
PS:
Der Augenarzt kann nicht feststellen, ob Schmerzen die Du angibst, tatsächlich so stark sind.
Hier gilt, er muss Dir glauben, was Du sagst.
Im Extremfall würde ich ihn wegen unterlassener Hilfeleistung verklagen, oder es ihm androhen. Kein Witz.
Alles Gute und nur Mut
Udo
Charlotte hat es sehr gut und ausführlich beschrieben.
Mein Rat: Kürze Dein Martyrium ab, lüge meinetwegen, dass Du nahezu unerträgliche Schmerzen hast und lass Dir das Auge entfernen.
Alles ist besser als mit einem (völlig) verunstalteten Auge herumzulaufen und gar zum Gespött von Kinden zu werden.
Mich hat nach jetzt fast drei Jahren mit Kunstauge noch nie ein Kind, oder eine andere Person darauf angesprochen.
Im Gegenteil: Wenn ich sage, dass ich eine Prothese trage, sind alle erstaunt und sagen, da wären Sie nicht drauf gekommen
Wenn Du uns sagt, wo Du (ungefähr) wohnst könnten wir Dir eventuell Tipps für eine Augenklinik geben, die solche Enukleationen macht.
PS:
Der Augenarzt kann nicht feststellen, ob Schmerzen die Du angibst, tatsächlich so stark sind.
Hier gilt, er muss Dir glauben, was Du sagst.
Im Extremfall würde ich ihn wegen unterlassener Hilfeleistung verklagen, oder es ihm androhen. Kein Witz.
Alles Gute und nur Mut
Udo
Man weiß nie wie stark man ist, solange bis stark zu sein die einzige Wahl ist, die man noch hat.
( Neovaskularisationsglaukom, linkes Auge Amaurose, Enukleation 03.02.2017, 1. Glasprothese 16.02.2017 )
( Neovaskularisationsglaukom, linkes Auge Amaurose, Enukleation 03.02.2017, 1. Glasprothese 16.02.2017 )
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- Beiträge: 182
- Registriert: Do 19. Sep 2019, 10:48
Re: Gewollte-Enukleation
Hallo Simon,
bei mir ist die Entfernung noch ganz frisch und ich muss sagen:
Mich persönlich hat es psychisch doch sehr mitgenommen.
Optisch ist es (bis auf eine große Delle zwischen Auge und Augenbraue - die hoffentlich mit dem richtigen Glasauge dann im November noch verbessert wird) ein Traum! Scheinbar tritt die Delle öfter bei der Walser Plombe auf.
Ohne die großen Schmerzen (optische Veränderungen war aber auch - wie extrem verzerrte Pupille und extrem viele eingeschossene Blutgefäße) hätte ich das Auge nicht entfernen lassen. Es ist halt ein Teil von mir.
Informier Dich gut, wie und wo das gemacht werden kann. Es scheint da unglaubliche Unterschiede zwischen den Kliniken zu geben, auch in der Handhabung danach.
Solltest Du Dich entschließen, frag noch alles, was Dich interessiert!
Liebe Grüeß
Winnie
bei mir ist die Entfernung noch ganz frisch und ich muss sagen:
Mich persönlich hat es psychisch doch sehr mitgenommen.
Optisch ist es (bis auf eine große Delle zwischen Auge und Augenbraue - die hoffentlich mit dem richtigen Glasauge dann im November noch verbessert wird) ein Traum! Scheinbar tritt die Delle öfter bei der Walser Plombe auf.
Ohne die großen Schmerzen (optische Veränderungen war aber auch - wie extrem verzerrte Pupille und extrem viele eingeschossene Blutgefäße) hätte ich das Auge nicht entfernen lassen. Es ist halt ein Teil von mir.
Informier Dich gut, wie und wo das gemacht werden kann. Es scheint da unglaubliche Unterschiede zwischen den Kliniken zu geben, auch in der Handhabung danach.
Solltest Du Dich entschließen, frag noch alles, was Dich interessiert!
Liebe Grüeß
Winnie