2002 wurde mir infolge eines Unfalls mein linkes Auge entfernt und seitdem trage ich Glas. War mir anfangs das Aussehen recht gleichgültig, stelle ich nun fest, dass ich zunehmend eitel werde und eigentlich doch gerne eine ästhetisch passende Prothese hätte.
Der Punkt ist ja, dass bei jedem Besuch beim Prothetiker, dieser nur aus der vor Ort befindlichen beschränkten Anzahl an Glasaugen auswählen kann. Das heißt natürlich sehen die im Farbverlauf nie so aus, wie mein noch erhaltenes Auge. Außerdem haben die Herren (ich war inzwischen bei vier verschiedenen) pro Auge nur eine Stunde Zeit, so dass das Formen der Prothese am Ende immer schnell gehen muss.
Die daraus folgenden Fragen, die mir mein aktueller Augenmacher zumindest nicht telefonisch beantworten wollte:
Ist es möglich Glasaugen nach Vorlage eines Fotos anfertigen zu lassen?
Und warum kann ich die Sitzungen nicht privat bezahlen, damit die Prothese endlich einmal nicht zu groß ist?
erstmal heiße ich dich herzlich willkommen im Forum.
Deine Eitelkeit kann ich nachempfinden und kann zumindest für mich sprechen, wenn ich sage, das dies ein normales Verhalten ist.
Ich habe mal flüchtig über einen Ocularisten aus Köln gelesen, der sogar Augenprothesen auf Bestellung herstellt und zusendet. Welche Methoden er genau dabei anwendet und wie präzise und gut es ist, kann ich leider nicht sagen.
Darüber hinaus kann ich dir die Internetseite des Bundesverbands "DOG" (Deutsche Ocularistische Gesellschaft) empfehlen. Dort findest du unter der Rubrik "Mitglieder" einige Ocularisten aufgelistet, die du kontaktieren kannst und entsprechend dein Anliegen schildern kannst.
Vorerst kann ich dir diese Infos geben. Bin mir aber sicher, dass sich noch einige andere User melden werden, um dir Tipps zu geben.
Ich drücke dir die Daumen, dass du schnell fündig wirst.
auch von mir ein herzliches willkommen, schön dass du zu unserem (noch) kleinen Kreis dazugestossen bist.
Mmmhhh, hört sich für mich so an, als ob Du zum Zeitpunkt Deines Unfalls noch sehr jung gewesen bist, jedenfalls folgere ich dies aus dem Satz:
"War mir anfangs das Aussehen recht gleichgültig, stelle ich nun fest, dass ich zunehmend eitel werde und eigentlich doch gerne eine ästhetisch passende Prothese hätte."
In der Kindheit ist man in der Regel nicht besonders eitel, dass beginnt meist mit der Pubertät, andererseits stelle ich fest das ich z. B. mit zunehmendem Alter immer weniger eitel werde.
Wenn ich mich irre, sag's mir bitte.
Ich weiss wirklich nicht, ob ich besonders vom Glück begünstig bin, aber ich fand auf Anhieb einen Ocularisten, der mir ein Glasauge hingezaubert hat, dass von meinem natürlichen, was Iris und sogar Lederhautaderzeichnung betrifft, kaum zu unterscheiden ist, man müsste sich das schon mit der Lupe ansehen. Ausserdem hat es auf Anhieb super gepasst.
Du schreibst (frustiert und verärgert):
"Und warum kann ich die Sitzungen nicht privat bezahlen, damit die Prothese endlich einmal nicht zu groß ist? "
Das die Prothese scheinbar immer wieder zu gross angepasst wurde, könnte damit zusammenhängen, dass Du noch im Wachstum warst, siehe meine Eingangsvermutung, oder wie z. B. bei unserer Olga an schwierigen Augenhöhlenverhältnissen.
Ob eine private Abrechnung der Prothese da Besserung bringen würde, kann man zumindest bezweifeln
Vielleicht hast Du ja Lust uns etwas mehr von Dir zu erzählen, sonst ist das so ein Herumstochern im Nebel.
Dann kann man Dir vielleicht auch gezielter antworten.
Auf jeden Fall viele Grüße, wünsche Dir und allen anderen ein schönes Wochenende
Udo
Man weiß nie wie stark man ist, solange bis stark zu sein die einzige Wahl ist, die man noch hat.
Was du schreibst, klingt für mich so, als würdest du Sprechstunden-Reise-Termine von Ocularisten wahrnehmen. Jedenfalls hab ich da schon öfter gehört, dass die sich nicht wirklich Zeit nehmen, um die Prothese optimal anzupassen.
Und das finde ich ein absolutes Unding!
Falls du das auch bei niedergelassenen Prothetikern so erlebt hast, würde ich an deiner Stelle jemand anderen suchen. Denn auch jeder Kassenpatient hat meiner Meinung nach ein Anrecht auf die optimale Prothesenanpassung. Die Prothetiker rechnen meines Wissens nach nicht pauschal, sondern nach Arbeitsaufwand ab. Da kann so eine Prothese schon mal 700 statt 400 Euro kosten, sollte aber trotzdem von der Kasse übernommen werden.
Ich habe auch wie Udo das Glück, einen wunderbaren Ocularisten zu haben. Da bei mir die Anpassung in der Regel auch eher schwierig ist, legt er meine Termine so, dass er wirklich genug Zeit hat, um z.B., wenn die Prothese in Bearbeitung mal springt, eine neue machen zu können. Ich war schon mal vier Stunden dort und bin dann mit einer neuen, sehr schönen Prothese rausgegangen.
Nachtrag:
Und nicht nur die optimale "Passform", sondern auch die individuelle Farbgebung ist wichtig! Ich kenne es so, dass ein Rohling gesucht wird, der schon sehr ähnlich zum verbliebenen Auge ist, der aber in der Bearbeitung dann noch perfektioniert wird (inkl. der Äderchen auf der Sklera).
Ich bin, wie gesagt, bisher bei vier verschiedenen Ocularisten gewesen. Mein erstes Glasauge habe ich Hamburg erhalten. Damals war das Sprechzimmer sehr voll und ich war überhaupt erst einmal froh ein Auge zu haben, dass nicht mehr allzu viele Blicke auf sich gezogen hat. Jetzt wohne ich in Berlin, bin aber auch einmal bei einem "Wanderprothetiker" gewesen. Mit dem habe ich die gleichen Erfahrungen gemacht, wie mit den beiden in Berlin niedergelassenen "Augenkünstlern": Sie haben eine Stunde Zeit und nehmen die Maße des Vorgängerauges.
Meine Überlegung zielte darauf ab, ob ich eben die zusätzliche(n) Stunde(n) im Zweifel selber zahlen könnte, damit eben nicht diese Eile entsteht, wenn sich der Minutenzeiger der zwölf nähert. Zumindest war das bisher mein Eindruck. Wenn ihr aber sagt, dass die Krankenkasse die Kosten unabhängig von der Dauer übernimmt, kann die Eile nur an den zu engen Zeitplänen der Ocularisten liegen.
Ich habe mir jetzt überlegt morgen erst einmal den Termin bei meiner Augenärztin für ein neues Rezept zu machen und ich werde auch bei dem zweiten Ocularisten hier in Berlin nachfragen, ob er sich die Zeit für eine etwas zeitaufwändigere Anpassung nehmen würde.
Die vorhandenen Rohlinge fand ich bisher eigentlich auch immer recht zufriedenstellend und die mir schien es durchaus so, als würden die Herren reichlich Zeit darauf verwenden genügend Äderchen reinzubasteln. Die Anfertigung eines individuellen Rohlings war ein weiterer Gedanke, da ich mir vorstellen kann, nicht die einzige zu sein, die gerne ein sehr passendes Auge hätte.
@bits&bites/Udo: Ich bin jetzt Mitte dreißig, war also zum Zeitpunkt des Unfalls Anfang 20. Das Auge wurde erst ein Jahr später entfernt. An sich müsste also mein Wachstum zu dem Zeitpunkt weitestgehend abgeschlossen gewesen sein, aber grundsätzlich verändert sich so ein Gesicht ja weiterhin im Laufe der Zeit. Meine Eitelkeit mag an den sich vertiefenden Fältchen liegen, zumindest stört mich das gefühlt übergroße Auge zunehmend.
Nunja, mal schauen, was meine Nachfragen ergeben. Im Zweifel kann ich ja auch einmal in einer anderen Stadt nachfragen. Die oben empfohlene Liste kann ich dann ja zu Rate ziehe.
annaklaus hat geschrieben: ↑So 27. Aug 2017, 23:49
@bits&bites/Udo: Ich bin jetzt Mitte dreißig, war also zum Zeitpunkt des Unfalls Anfang 20. Das Auge wurde erst ein Jahr später entfernt. An sich müsste also mein Wachstum zu dem Zeitpunkt weitestgehend abgeschlossen gewesen sein, aber grundsätzlich verändert sich so ein Gesicht ja weiterhin im Laufe der Zeit. Meine Eitelkeit mag an den sich vertiefenden Fältchen liegen, zumindest stört mich das gefühlt übergroße Auge zunehmend.
Ich habe auch die Enukleation Anfang 20. gehabt und bin auch Mitte 30.
Meine "Eitelkeit" war eher am Anfang. Jetzt bin ich rundum zufrieden, so wie es den Umständen entsprechend sein kann.
Und ja, die Enukleation ist zwar eine Lösung für ein großes Problem, aber leider kann es im Laufe der Zeit hier und da zu weiteren Problemen kommen, wie hier ja einige User, z.B. Zizou oder Marcy, berichten.
Denn so eine Augenhöhle stagniert nicht, verändert sich unterschiedlich von Patient zu Patient. Jeder Patient ist aufgrund der anatomischen und genetischen Veranlagungen anders betroffen, so zumindest meine Beobachtung bei anderen Prothesenträgern und mir.
Daher müssen wir uns damit anfreunden, dass eine Enukleation eine Befreiung der Schmerzen bedeutet, aber leider nicht vollends zufriedenstellend sein kann bis zum Lebensende, was die die Voraussetzung für die optischen Eigenschaften angeht.
Es kann 2 oder 10 Jahre gut gehen, aber dann kann das Auge einfallen, weil sich die Augenhöhle verändert. Es kann aber auch von Anfang an Probleme geben, das alles wissen wir alle mittlerweile anhand der verschiedenen Erfahrungswerte.
Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass man das Gleichgewicht des persönlichen Egos schnell aufbauen kann. Ich habe gelernt, dass man manche Probleme nicht perfekt lösen kann, sondern damit einfach souverän umgehen können muss, um wieder ausgeglichener sein zu können.
Parallel bedeutet das natürlich auch, dass man sich charakterlich verändern kann, wenn man Kompromisse eingehen muss, um wieder zufriedener zu sein.
Glücksgefühle sind enorm wichtig, um zufrieden zu sein. Daher muss jeder für sich den Weg finden, Glücksgefühle zu erleben. Dann erkennt man auch schnell, dass manche Eitelkeiten unnötig sein können.
Wollte an dieser Stelle bisschen meine Erfahrung und Eindruck wiedergeben, weil es irgendwie zum Post passt.
ok, da hab ich mal ordentlich daneben gegriffen, aber damit kann ich leben.
Also ich bin mir überhaupt nicht sicher, ob die Zeit die ein Ocularist für die Anpassung benötigt, wirklich die ausschlaggebende Rolle spielt.
Die beiden Glasaugen, die mein Ocularist bisher für mich angefertigt hat waren auch in ca. einer Stunde, oder vielleicht 10 Minuten mehr, inklusive dem notwendigen abkühlen fix und fertig und haben wie gesagt sofort super gesessen.
Du sagst, Du hast da Gefühl, dass die Prothese zu groß ist. Wie äussert sich das denn, wenn ich fragen darf. Ist das nur ein optischer Eindruck den Du selbst hast, oder spannt es sozusagen unter den Lidern. Kann mir das nicht so wirklich vorstellen.
Könnte es nicht auch sein, dass bei der Operation ein etwas zu grosses Implantat (für Deine Augenhöhle) gewählt worden ist, und der Augenkünstler nun das Problem hat, die Glasschale so dünn herzustellen das es optisch passt ?
Gibt halt nur einwandige und doppelwandige Glasaugen, soviel ich weiß und das Glas muss natürlich ein gewisse Minimalstärke haben, um nicht allein durch Reibung und Druck zwischen Lidern und Bindehaut zu zerbrechen, könnte ich mir denken.
Vielleicht wäre bei Dir auch ein Acrylauge eine Option, könnte mir vorstellen das hier die individuelle Anpassungsmöglichkeit besser sein könnte.
Auf jeden Fall wünsch ich Dir Glück auf, zu einer hoffentlich zeitnahen optimalen Lösung für Dich
Udo
Man weiß nie wie stark man ist, solange bis stark zu sein die einzige Wahl ist, die man noch hat.
Nachdem ich nun auch etwas hier im Forum herumgestöbert habe, ist mir bewusst geworden, dass viele von euch ganz andere Probleme haben als ich momentan. Insofern mögt ihr über meine Eitelkeit schmunzeln können.
Noch kann ich leider nichts neues berichten, da ich bisher noch niemanden telefonisch erreicht habe, bin aber nach euren Gedanken/Ideen reichlich gespannt, was die Experten zu sagen haben.
@Udo: Gepasst haben die Prothesen von Anfang an, ich habe sie nach recht kurzer Zeit nicht mehr als ungewohnt wahrgenommen. Dass sie zu groß sind (und die ganze Zeit waren) kann ich auf Fotografien oder Videos sehen. Meine Familie und Freund*innen nehmen dies natürlich nicht so wahr oder reagieren ausweichend. Jedoch hat eine Bekannte zugegeben, dass sie es auch sehen würde, nachdem ich sie darauf hingewiesen hätte. Es ist also mehr das altbekannte Problem, dass man selber immer viel kritischer ist, als die anderen.
@Patient81: Du hast vollkommen Recht: Im Endeffekt ist der Selbstwert für das Gefühl zufrieden zu sein entscheidend. Und eine Prothese bleibt eine Prothese, wichtig ist der Umgang mit ihr. Und dass wir so viel mehr sind als unsere Augen, daran ändern auch noch so viele Sinnsprüche über die vermeintlichen Spiegel zur Seele, die Augen darstellen würden, nichts.
Da du ja nun eine ähnlich lange Zeit mit Prothese lebst und auch eine ähnliche Lebensphase mit ihr durchlebt hast, würde mich interessieren, wie du mit den Reaktionen anderer Personen umgehst oder umgegangen bist. Ich denke an Kinder, die untereinander tuscheln, an Vorstellungsgespräche oder einfach daran neue Leute kennenzulernen. Gehst du in die Offensive oder klärst du die Personen erst auf, wenn sich eine günstige Gelegenheit ergibt oder sie direkt nachfragen?
dann meinst du mit 'zu groß' wahrscheinlich eher sowas, was ich in übertriebener Form 'Glubsch-Auge' nennen würde.
Es passt in der Augenhöhle, aber die Lidspalte ist größer als beim anderen Auge, oder?
Da ist dann das Problem, dass das immer fortgesetzt wird, wenn das Vorgängermodell als Vorlage für eine neue Prothese genommen wird.
Mein Ocularist hat bei mir schon häufiger verschiedene Modelle (die ungefähr passen könnten), die er irgendwann mal gemacht hat, eingesetzt und eventuell mit Wachs noch 'ausgebessert'. (Ich hoffe, es ist ungefähr klar, was ich ausdrücken will...)
Wenn mit dieser Methode eine für mich passende Prothese gebastelt werden kann, wird die neue danach hergestellt.
Zu deiner Frage, wie der Kontakt mit (fremden) Personen sein kann:
Ich hatte meine Enukleation mit 17 Jahren, noch zu Schulzeiten an einer Schule für Blinde und Sehbehinderte. Da wussten die meisten Menschen in meinem Umfeld, dass ich eine Prothese kriegen würde / habe.
Eine Lehrerin hatte mich kurz nach der OP gefragt, was ich denn mit den Prothesen machen würde, die sich dann im Laufe der Zeit so ansammeln. Wenn ich sie nicht aufbewahren würde, könnte ich sie ihr geben: "die Kunst sammelt sowas."
Da war ich zugegebenermaßen etwas konsterniert...
Wahrscheinlich fallen mir auch noch andere Begegnungen ein, die kann ich dann gerne beisteuern, wenn du magst.
'Heutzutage' wissen eigentlich nur mir sehr nahestehende Menschen von der Prothese und den meisten anderen erzähle ich es nur, wenn es sich ergibt oder ich darauf angesprochen werde.
Bei flüchtigen Begegnungen hab ich die Erfahrung gemacht, dass es den meisten gar nicht auffällt, dass man eine Prothese trägt. Nach der Enu hatte ich vier Wochen eine Lochprothese mit knallblauer Iris (mein anderes Auge ist sehr 'bunt' grau grün blau) und trotzdem ist es vielen nicht aufgefallen, oder die, die von der Enu wussten, haben erst die Lochprothese für das verbliebene Aufe gehalten.
vorerst möchte ich dir danken, dass du solche sehr wichtige und richtige Fragen im Forum stellst, welche alle Augenprothesenträger ebenso beschäftigen- nur jeder verarbeitet sie anders, darüber hinaus verdrängen manche Betroffene solche Themen oder kompensieren diese Fragestellungen mit völlig anderen Fragen. Dahingehend wünsche ich mir definitiv eine bessere Öffentlichkeitsarbeit. Das nur mal vorab gesagt.
Natürlich sind das meine Erfahrungswerte und meine Eindrücke und jedes Individuum vermag darüber anders zu berichten, was auch irgendwo logisch ist.
Grundsätzlich kann ich sagen, dass es immer drauf ankommt, welchen Menschen man begegnet. Denn die Reaktionen fallen sowieso immer gleich aus, das bleibt nicht aus – neugierig, musternde Blicke, irritierte Gesichtsausdrücke, tuscheln (wie du sagst) etc...
Bei mir war es so, dass ich anfangs große Probleme hatte, da ich Anfang 20 war und das Leben vorher komplett anders gelebt habe. Besonders mit Frauen war ich sehr verbunden, habe gerne geflirtet und eben mit den Augen flirtet man halt viel. Dies hat sich erst mal für lange Zeit erledigt gehabt, weil ich mich wortwörtlich nicht mehr attraktiv genug fand und entsprechend verhielt ich mich plötzlich schüchtern und unsicher.
Dahingehend kann ich den Spruch „Die Augen sind die Spiegel zur Seele“ auch verstehen. Ich bin generell der Meinung, alles an uns, was anatomisch betrachtet von Geburt an, an uns ist, ist ein Spiegel zu unserer Person. Natürlich sind das lauter Metaphern, die man ja sowieso nur interpretieren kann. Denn letzten Endes ist ein Mensch, der lieb schaut, nicht unbedingt gleich ein lieber Mensch. Denke, darüber sind wir uns alle einig.
Aber Aussehen oder Charisma sind nun mal Werkzeuge, die uns allen Menschen dazu verhelfen Anerkennung zu bekommen – der eine mehr, der andere weniger.
Letztlich geht es ja auch nur um Anerkennung. Denn kein Mensch stellt für sich kosmetische Fragen, um nur sich selbst zu gefallen. Denn ein Mensch kann nicht einsam und alleine glücklich sein, zufrieden ja, aber nicht glücklich.
So, kommen wir zurück zu meinem Empfinden. Ich habe mit der Zeit gelernt, und die Zeit habe ich nun mal wirklich gebraucht, dass es keinen Sinn macht sich zu verstecken. Peu a peu habe ich mich zurückgekämpft in die Spur, die mich glücklicher macht - wieder mehr unter Menschen sein, wieder Sport machen, wenn auch mit bedingten Einschränkungen wie mehr Obacht haben usw..
Was Vorstellungsgespräche angehen, habe ich immer im Lebenslauf erwähnt, was ich habe, da ich durch diesen Einschnitt auch für 2-3 Jahre nicht wirklich was machen konnte.
Es ist eigentlich so, annaklaus, am Ende zählt wirklich nur, wie gut du dich verkaufen kannst. Den Menschen interessiert es nicht wirklich, ob du an dies und jenes erleidet warst, besonders in der Arbeitswelt ist das leider so. Denn ich habe sehr sehr oft in Vorstellungsgesprächen gehört, wie toll ich alles gemeistert habe und wie toll ich vieles nachgeholt habe und dennoch Absagen kassiert.
Folglich sind für mich Taten viel wichtiger als Worte. Ich wollte keine Loblieder mehr hören, sondern wieder ein Teil der Mehrheitsgesellschaft sein und auch einen Mehrwert darstellen. Aber das konnte ich nur erreichen, wenn es auch immer noch mit vielen Hürden verbunden ist, indem ich mir meine Souveränität wiederhergestellt habe.
Denn durch dieses Schicksal mit der Enukleation und eben mit dem Zustand als Augenprothesenträger habe ich schnell gelernt - wenn du anders bist, wirst du auch anders behandelt. Du musst dafür Sorge tragen, dass du nicht anders wirkst, indem du offensiver bist. Dann bist du nicht mehr anders. Gewiss ist das eine verdammte Bürde, die wir tragen müssen, aber es lohnt sich am Ende. Denn Menschen tuscheln noch mehr über Menschen, die eh "Behinderungen" haben und noch mehr über die, die scheu sind. Wenn du aber ein gesundes Selbstbewusstsein hast, dich entsprechend anpasst und entsprechend offensiv bist, kommt es besser an.
Zum Schluss muss ich sagen, es ist natürlich alles immer abhängig davon, was dein Anspruch ist und was die Wirklichkeit dir für Alternativen oder Möglichkeiten gibt und wofür du dann eben bereit bist zu kämpfen. Es gibt verschiedene Typen von Individuen, manche sind halt zurückgezogen und so zufrieden, manche eben nicht. Und so kann man das eben fortführen.
Vielleicht habe ich dir deine Fragen nicht ganz gemäß deiner Vorstellung beantwortet, aber ich wollte dir auch nicht so ein „Frage – Antwort„ Format erstellen. Finde, damit kann man dann eher eine Statistik führen, aber nicht wirklich auffassen, welche Faktoren eine Rollen spielen.
Marcy hat geschrieben: ↑Mi 30. Aug 2017, 09:14
Guten Morgen Anna,
dann meinst du mit 'zu groß' wahrscheinlich eher sowas, was ich in übertriebener Form 'Glubsch-Auge' nennen würde.
Es passt in der Augenhöhle, aber die Lidspalte ist größer als beim anderen Auge, oder?
Da ist dann das Problem, dass das immer fortgesetzt wird, wenn das Vorgängermodell als Vorlage für eine neue Prothese genommen wird.
Ja genau, im Endeffekt ist es das: Ein "Glubsch-Auge". Ihr habt alle so viel mehr und passendere Worte... Aber schau, ich bin mal ganz mutig und häng ein Vergleichs-Bildchen an:
Wenn ich das so sehe, ist es mir tatsächlich ein Rätsel, wie mein engeres Umfeld behaupten kann, dass es normalerweise nicht auffällt. (Ich zwinkere, da es mir ja selber erst vor kurzem aufgefallen ist.)
Auch eine Anekdote:
Mein linkes Auge wurde damals entfernt, da der gesamte Augapfel mit geronnenem Blut angefüllt war. Die Netzhaut hatte sich abgelöst und nach der ersten Notfalloperation war tatsächlich auch eine Narbe auf der Hornhaut zu sehen. Die Iris erschien also gelb und das ganze Auge in sich "eingedellt". Das ganze sah tatsächlich recht gruselig aus. Erst ein knappes Jahr später wurde das Auge entfernt, teils aus kosmetischen Gründen, teils, weil die Gefahr bestand, dass der Druck bei körperlicher Anstrengung zu stark steigt und das Auge schlichtweg platzt. (Schmerzen hatte ich keine.) Jedenfalls hatte ich mich damals entschieden ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) in einer Wohngruppe mit teilweise schwer mehrfach behinderten Personen zu machen. Das erste Vorstellungsgespräch hatte ich noch mit dem "Matsch-Auge" (wie ich es damals liebevoll nannte) und eine Kollegin erzählte mir später, dass ich die Stelle bekommen hatte, da die Betreuten dank meines Äußeren sehr schnell Vertrauen zu mir gefasst haben. Nach der Entfernung des Auges habe ich vorübergehend nur so eine durchsichtige Plastikschale (google sagt, das heißt wohl Illigschale) erhalten. Mit dieser bin ich dann auch die ersten Arbeitstage aufgetaucht. Ich glaube, die Bewohner*innen in der WG waren dann doch etwas enttäuscht, als ich dann meine erste Prothese erhalten habe und mich nun äußerlich wieder den "Normalos" angenähert hatte. Die Kolleg*innen hingegen waren ganz begeistert und konnten mir gar nicht oft genug versichern, dass die Prothese hervorragend ist.
Ich glaube, was ich mit dieser Anekdote erklären wollte, ist vielleicht auch meine eigene Ignoranz in den letzten Jahren gegenüber dem "Glubsch-Auge". Nachdem ich ein Jahr lang mit dem "Matsch-Auge" und anschließend noch ein paar Wochen (wie lange genau, weiß ich jetzt tatsächlich nicht mehr) mit Illigschale rumgelaufen bin, war die Prothese eine unglaubliche Erleichterung. Insofern mag meine neu erwachte Eitelkeit auch ein neues Stück Heilung sein, da ich offenbar das gruselige Vorher vergessen habe.
Himmel, ich könnte noch Anekdoten ohne Ende aus den letzten Jahren hervorzaubern und vielleicht ist es auch gar nicht so verkehrt hin und wieder ein wenig über sich selbst und die anderen zu schmunzeln, aber die Uhrzeit sagt mir, dass ich jetzt schleunigst zum Supermarkt eilen sollte und in den Abend starten.
ihr schreibt ziemlich lange Texte, da komme ich garnicht mehr mit Aber schön dass Ihr euch so viel austauscht!
Ich hab mir dein Bildchen angeschaut und leider muss ich sagen, es ist mir sofort aufgefallenn
Ich verstehe garnicht wie ein Ocularist dir so eine Äuglein geben kann
Wielange rennst du schon mit so einem Auge durch die Gegend?
Ich hab hier im Forum ein Therad erstellt mit dem Thema "Ocularisten aus ganz Deutschland!", schau dort mal vorbei und such dir einen raus wo es möglich ist vorbei zu fahren. Am besten kein Pendler-Ocularist ...
Darf ich fragen, woher du kommst? Vielleicht kann ich dir einen empfehlen
Es tut mir leid, dass ich so direkt bin wegen deinem Äuglein ... Aber es bringt nichts, wenn ich sage "es sieht prima aus"
Ehrlichkeit ist in unserem Schicksal sehr wichtig!
Achja und falls meine Fragen schon gestellt wurden und du Sie schon benatwortet hast, tut es mir leid ... Ich kam nicht dazu alles zu lesen!
Schönen Abend noch
12/2016: Enukleation LA 09/2017: Kunststoff Augenprothese (Acryl) 2020: RA Netzhautablösung,
Silikonölfüllung, Sehkraft 30%
kurze Frage, die mir grad so kommt:
Kannst du dein Auge mit der Prothese überhaupt komplett schließen?
Irgendwann hatte ich mal eins von den oben erwähnten Modellen in der Augenhöhle und das sah dann auch so 'glubschig' aus. Ich meine mich zu erinnern, dass es dann zu sehr gewölbt war.
Da ich in näherer Zukunft wieder zum Ocularisten muss, kann ich ihn mal fragen und hier berichten. (Wenn ich dran denke).
leider geht es mir wie Olga, auch ich kann nicht sagen, dass sieht richtig gut aus. Wir sind hier unter uns, bis vielleicht auf ein paar Spanner, die mal in jedem Forum vorbeischauen. Das linke Auge ist definitiv größer, ich konnte mir so etwas wirklich nicht vorstellen, deshalb auch meine vielleicht skeptisch klingenden Einwürfe dazu.
Jetzt ist mir klar, das ist nicht eine besonders ausgeprägte Eitelkeit von Dir, ich würde nach Pontius und Pilatus gehen und allen die Hölle heiss machen, bis ich ein passendes Kunstauge verpasst bekommen würde.
Bin wirklich sauer, das so etwas möglich ist. Ich kann wirklich nicht verstehen, das ein Ocularist dieses Ergebnis sieht und sagen kann, ist ok besser geht's nicht.
Ich kann und will hier keine Werbung für meinen Ocularisten machen, sind zwar ein paar KM von Berlin, aber wenn Du magst schreib mir eine PN und ich ich nenne ihn Dir. Da sitzen im Wartezimmer Leute die extra aus Hamburg und Dresden, etc. anreisen. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Du bei ihm mit einem (wesentlich) besseren Ergebnis rechnen kannst.
Danke, das Du uns das Bild gezeigt hast, war jedenfalls für mich notwendig damit ich wirklich nachvollziehen kann, was Du meinst mit dem zu grossen Auge.
Aber wie gesagt, wenn Du nicht hier mit offenen Karten spielen kannst, wo sonst ?
Fand auch Deinen "anekdotischen" Bericht super.
Viele Grüße und nochmals danke für die offenen Karten.
Udo
Man weiß nie wie stark man ist, solange bis stark zu sein die einzige Wahl ist, die man noch hat.
ich kann mich meinen Vorrednern anschließen. Das linke Auge (von dir aus gesehen) ragt tatsächlich zu weit raus bzw. wirkt irgendwie nicht perfekt eingearbeitet.
Aber meine Frage wäre, wie sieht es denn ohne die Prothese aus? Vielleicht liegt es nicht primär an der Prothese, sondern dein Implantat lässt es nicht anders gestalten?
Falls du darüber noch nicht berichtet hast, kannst du uns das ja mal kurz beschreiben, bitte.
Denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein Ocularist solch ein Ergebnis für zufriedenstellend halten kann und glaube daher wirklich nicht, dass man dir bewusst eine zu große Prothese anfertigt. Das würde jeglicher Logik widersprechen.
Schönen Gruß und ich drücke dir die Daumen, dass es viel besser wird,
Ui, so viel Aufmerksamkeit! Habe ich jetzt das gesamte Forum aufgeweckt?
Ich habe in knapp zwei Wochen einen Termin bei einem Ocularisten hier in Berlin. Da es ein Termin gegen Ende der Sprechzeit ist, hoffe ich, er nimmt sich die benötigte Zeit um das Auge etwas zu verkleinern. Wenn nicht, werde ich bei noch einmal nachfragen, wo ihr hingeht und dann im Zweifel einen Tag freimachen und nach wer-weiß-wo fahren.
@Olga: Dieses Auge habe ich jetzt seit ca. einem Jahr, aber die davor waren eher noch größer. Ein Glasauge trage ich seit 2002, also nun auch bereits 15 Jahre. Die Ocularisten haben immer Maß an dem Vorgängermodell genommen und in der Tat wenig geschaut, wie es denn aussieht.
@Marcy: Gerade bin ich mir gar nicht so sicher, ob ich das Lid komplett und ohne Druck schließen kann. Das Auge trocknet mäßig schnell aus, meist wenn ich viel am Rechner sitze oder lese, also wenig blinzle. Anfangs hatte ich öfter Entzündungen der Bindehaut, das hat sich aber nach einiger Zeit gelegt. Tropfen oder Sprays zum Befeuchten benutze ich eigentlich gar nicht mehr. Morgens ist das Auge meist verklebt bzw. die Sekrete sind eingetrocknet, dauert dann zwei Sekunden bis ich das Lid vom Auge abbekomme.
@Udo: Du schreibst: "Jetzt ist mir klar, das ist nicht eine besonders ausgeprägte Eitelkeit von Dir, ich würde nach Pontius und Pilatus gehen und allen die Hölle heiß machen, bis ich ein passendes Kunstauge verpasst bekommen würde." - Danke für die ehrlichen Worte. Erschreckend, aber tatsächlich beruhigt es mich, dass es offenbar doch besser möglich ist. Vor fünfzehn Jahren wurde mir gesagt, dass man nach der Enukleation (ich habe ein neues Wort gelernt) kaum noch etwas sehen würde, vor allem wenn ich eine Brille tragen würde. Seitdem schlage ich mich mit dem Gedanken herum, ob eine Brille vielleicht die Ungleichheit etwas kaschieren würde, konnte mich aber bisher nicht durchringen, mir aus kosmetischen Gründen eine Brille zu besorgen. Den Gedanken werde ich dann wohl auch noch einmal herausgraben...
@Patient81: Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was für ein Implantat ich habe. Da der "Unfall" eher eine Gewalttat war (mir also das Auge von einer anderen Person ausgestochen wurde) hatte ich in den letzten Jahren eher andere Probleme (PTBS, Depressionen, soziale Phobien). Ich werde mir aber nächste Woche ein Rezept bei meiner Augenärztin besorgen müssen, und sie bei der Gelegenheit fragen, ob sie die Unterlagen aus dem Krankenhaus noch hat oder die Frage nach dem Implantat vielleicht auch so beantworten kann.
Dass die Augenmacher "bewusst eine zu große Prothese" angefertigt haben, glaube ich auch nicht. Sie haben halt einfach immer das Vorgängermodell genommen und gar nicht weiter geschaut. Ich habe mich ja auch nie beschwert.
Insgesamt bin ich gerade echt froh, dieses Forum entdeckt zu haben und von euch das Feedback zu bekommen, dass es auch anders und vor allem besser geht. Danke
Habt noch einen angenehmen Tag,
anna
Zuletzt geändert von annaklaus am Fr 1. Sep 2017, 12:02, insgesamt 1-mal geändert.
Wenn man beim Ocularisten sitzt, dann sollte er seine Modelle die er im Schrank hat vorher dir einsetzen um zu schauen welches dir passt und nicht einfach ein Modell rausnehmen wo er denkt es könnte evtl passen und dann dir daraus eine passende Prothese zaubern!
Mich macht das wütend, wenn ich so ein Ergebnis sehe
Die Klinik (in Essen) wo ich meine ENU hatte, hat mir den Ocularisten Leipold aus Essen vorgeschlagen, er wär ein ganz toller Ocularist Ich glaube sogar dass Udo bei ihm ist, oder? Vielleicht versuchst du es mal dort, wenn es wieder nicht hinhaut!
Bei den zwei Ocularisten wo ich schon war, das ist leider viel zu weit wenn du aus Berlin kommst. Denn ich komme aus BaWü und dort sitzen auch meine
Ich hoffe natürlich sehr, dass du uns in 2 Wochen eine schöne Prothese präsentierst
Guten Start ins Wochenende
12/2016: Enukleation LA 09/2017: Kunststoff Augenprothese (Acryl) 2020: RA Netzhautablösung,
Silikonölfüllung, Sehkraft 30%
du bist die Erste, die ich "treffe", die ebenfalls einen Buphthalmus hatte wie ich auch.
Mir scheint, es könnte ev. auch an der Lidsituation liegen. Die "Öffnung" zwischen Ober- und Unterlid ist viel größer als beim rechten Auge. Da muss der Ocularist wahrscheinlich eine dementsprechend größere Prothese anfertigen, weil sie sonst nicht fest in der Augenhöhle verbleiben würde. Ist nur eine Mutmaßung, anhand eines Fotos kann man das ja nur erahnen.
Vielleicht macht es Sinn, wenn du dich auch mal in punkto Lidstraffung/-korrektur umhörst. Es gibt exzellente plastische Chirurgen, die auf Orbitarekonstruktionen und Lidchirurgie spezialisiert sind. Auch wäre hilfreich, die Implantatvariante zu kennen. Das kannst du ja noch rauskriegen.
Nach meiner Enu habe ich einen größeren Volumenverlust, als das bei einem nicht-buphthalmischen Auge der Fall wäre. Logisch, das Auge war ja riesig und die Augenhöhle hatte sich anatomisch an die Situation angepasst. Somit habe ich trotz des Implantats eine sehr große Augenhöhle und hatte zudem "ausgeleierte" Augenlider. Da kam der Ocularist (trotz seiner Meisterschaft) an seine Grenzen. Die Lider wurden mir dann 2 Jahre nach der Enu schönheitsoperiert. Danach hat mein Ocularist mir stets so tolle Prothesen angefertigt, dass man nicht sieht, dass ich eine trage.
Ich schreibe es daher so ausführlich, weil man auch nach einer Enu noch gaaaaanz viel über nachträgliche Lidkorrekturen erreichen kann. Vielleicht kommt das auch für dich infrage, da mal die einschlägigen Kliniken abzufragen.
Mein Ocularist nimmt sich übrigens immer Zeit. Dort gilt das Credo: "Sie gehen hier nicht raus, bis wir nicht beide zufrieden sind." Das dauert mitunter 4 Stunden! Es kommen Leute von weit weit her. So gut ist er. - Und so einen Ocularisten suchst du dir jetzt einfach auch.
Bleib dran, vieles geht und es lohnt sich. Du bist wichtig