Servus Patient,
Naja - ganz so einfach ist es in der Tat wirklich nicht.
Das Schlafproblem kenne ich nur allzu gut. Täglich stehe ich morgens auf und fühle mich als ob mich ein Bus überfahren hätte. Dies ist angeblich auch auf die Sehschwäche und die ganzen Medikamente zurückzuführen. Da ich nur einseitig eingeschränkt bin (rechtes Auge gesund und ca.140% Sehkraft) versucht natürlich das beschädigte Auge "mitzuhalten" was natürlich nicht funktioniert und das daher sehr anstrengend ist und mit der Einnahme der ganzen Medikamente den ganzen Körper Kraft entzieht.
Zu der "Duldung" im Arbeitsalltag muss ich dir sagen braucht es drei Dinge:
- den Arbeitswillen
- das Können
und das wichtigste - einen guten verständnisvollen Chef - was aber aus Punkt 1 und 2 resultiert.
Ich sehe in meiner Einschränkung dennoch etwas positives.
Ich hatte zwar dadurch schon einige Jobs; aber genau aus dem gleichen Grund habe ich sehr viel gelernt und bin daher ein richtiges Multitalent geworden. Sicher: Es hat eine lange Zeit gedauert bis ich "standfest" wurde, aber hätte ich die Einschränkung nicht erfahren, würde ich sicherlich nicht über diese Erfahrungen verfügen die ich jetzt besitze. Und genau aus diesem Grund mache ich mir um meine Zukunft eigentlich weniger Sorgen da ich weiß was ich kann und wenn ich möchte, immer Arbeit bekommen werde. Hierbei ist es nicht ganz unerheblich wenn man ein zweites Standbein hat.
Ich habe zwei ausgelernte Berufe, war ca. 8 Jahre Berufskraftfahrer (nachdem mir aber das 3D Sehen fehlt habe ich diesen Beruf dann an den Nagel gehängt) und habe trotz Einschränkung das Handwerk der Tischlerei Autodidakt (
https://de.wikipedia.org/wiki/Autodidakt ) erworben und konnte in einer großen Montage - Möbeltischlerei (DAN - Küchen) dieses Wissen einbringen. Sicherlich gibt es Berufsgruppen in denen das Fernbleiben längerer Zeit zum Jobverlust führt, da sich es nicht jeder Dienstgeber leisten kann. In kleineren Firmen ist da das Bestehen sehr schwer.
Auch muss ich aber ehrlich gestehen, ich habe mich nicht "verkrochen" oder habe Rücksicht auf meine Einschränkung genommen. Was aber niemanden dazu ermutigen soll das selbe zu tun.
Ich sollte Staub, Zugluft vermeiden und nicht mehr als 3kg heben. Aber sind wir uns mal ehrlich: wie soll man da vorankommen.
Vom einfachen Lageristen bis nun zur Führungsposition habe ich einiges gelernt.
Deine Frage nach der Leistungseffektivität möchte ich nicht unbeantwortet lassen. Ich trenne strikt Gesundheit, Privat und Arbeitsleben. Was mir allerdings mein Körper ziemlich übel nimmt

. Auch wenn es mir schwerfällt morgens aus dem Bett und zur Arbeit zu kommen, ich fahr in die Firma und da ist es als ob ich einen Schalter umlege. Alles außer der Arbeitspflicht ist ausgeblendet und ganz auf meinen beruflichen Tag fokussiert. Dabei versuche ich die Schmerzen und die Müdigkeit (geht aber auch nicht immer) zu ignorieren, wenn es zu viel wird verschwinde ich mal kurz und nehme Schmerzmedikamente bzw. mache ich Therapie.
Auch ein weiterer sehr wichtiger Punkt wenn nicht der wichtigste überhaupt bei der ganzen Sache ( aber das ist ein Punkt den man eigentlich auf das ganze Leben projizieren kann ) ist der Rückhalt der Familie - den leider nicht alle haben.
Eine kleine Weisheit auf den Weg:
Es ist keine Schande hinzufallen - es ist eine Schande liegenzubleiben. Es gibt immer einen Weg. Auch wenn man ihn alleine gehen muss.
Ich lebe nach dem Motto: Geht nicht - gibt es nicht.
PS: Ich hoffe ich konnte dein Interesse ein wenig mit meinen Worten befriedigen. Wenn nicht bin ich gerne bereit weitere Fragen zu beantworten.
GLG und alles Gute
